Friday, May 2, 2014

Khmer Neujahr - Miniserie Teil II

Hallo Freunde, 

über Khmer Neujahr waren Tesia und ich bei Bekannten im Dorf, etwa 3 Stunden außerhalb der Hauptstadt Phnom Penh. 

Während der gesamten viereinhalb Tage wurden wir sehr herzlich aufgenommen und es wurden weder Kosten noch Mühe gespart, damit wir uns wohl fühlen. Zum Beispiel wurde für uns besonderes Essen gekocht und wir konnten massig frisch geerntete Wassermelonen essen. Dabei habe ich gelernt, dass diese auf einem Feld auf dem Boden wachsen und nicht an Bäumen, wie ich dachte.

Bei unseren Gastgebern gab es weder fließend Wasser, noch eine Stromverbindung dafür einen Grundwasserbrunnen, einen Wasserfilter und einen Stromgenerator. Geschlafen wurde direkt auf dem Holzboden oder auf einem sehr niedrigen, ca. 4 qm großem Tisch unter einem Moskitonetz. Für uns wurde extra eine Steppdecke gebracht, auf die wir uns legen konnten. Außerdem wurde ein Ventilator bereit gestellt, der mit einer Autobatterie betrieben wurde. 

Obwohl es tagsüber sehr heiß war, haben die nächtlichen Regenschauer die Temperatur auf erträglichere Grade gesenkt. Allerdings nur bis etwa um 10:00 Uhr morgens. 


Nur einen Tag nachdem wir angekommen sind, haben wir einen schlechten Magen bekommen. Mit zunehmender Krankheit haben wir weniger gegessen. Dabei haben wir gelernt, dass Kambodschaner der Ansicht sind, dass man mehr essen muss, wenn man krank ist. Das war für uns schwer zu verstehen und hat dazu geführt, dass wir das uns angebotene Essen zunehmend abgelehnt haben. 

Obwohl wir auf diese Art Zwischenfall vorbereitet waren, dachten wir nicht, dass es uns so heftig erwischt. Also bin ich am Dienstag los zu einer Apotheke, um Tablettennachschub zu kaufen. Das allerdings lief anders als in Deutschland. 


Je nach dem wo man Medikamente kauft, bekommt man unterschiedliche Qualität. Die linke Schachtel zum Beispiel enthielt Tabletten vom deutschen Hersteller Bayer. 


Während das deutsche Apothekergesetz vorschreibt, dass jede Apotheke immer von mindestens einen approbierten Apotheker besetzt ist solange sie offen ist, kann man sich hier nicht immer ganz sicher sein, welche Fachkenntnisse das Personal hat. In unserem Fall war nur Familienangehörige des Apothekers daheim. Aufgrund meiner mangelnden Sprachkenntnisse habe ich unsere alte Medikamentenpackung mitgenommen. Als ich diese gezeigt habe, um zu kommunizieren, was ich benötige, gab es natürlich nicht genau das gleiche Produkt. Allerdings habe ich vor kurzem auf der Website 'MedicineWise' (Website zur Aufklärung über Medikamente) gelernt, dass jedes Medikament mit zwei Namen versehen ist. Der eine ist ist der Marken- oder Produktname, der andere ist der Wirkstoff. Ich wollte also ein anderes Produkt, mit dem gleichen Wirkstoff, in der gleichen Menge, ohne andere Zusatzstoffe. Dazu habe ich mein Problem erklärt. Da mein Khmer aber (noch) nicht ausreicht um 'Durchfall' oder auch nur 'Bauchschmerz' zu sagen, habe ich mir wiedereinmal mit Händen und Füßen ausgeholfen. Als Ergebnis habe ich eine Auswahl von verschiedenen Medikamenten erhalten, allerdings nur die Tabletten selbst, ohne Schachtel. Da ich weitere Informationen wollte bevor ich was schlucke, habe ich nach der Packung gefragt (wieder mit Händen und Füßen). Ich hatte das Gefühl, dass zwar verstanden wurde, was ich wollte, aber nicht ganz warum ich es wollte. Als ich dann die Packungsbeilagen hatte, waren sie auf französisch, was ich nicht spreche, sodass ich erneut vor einer Sackgasse stand. Kurze Zeit später kam zu meinem Glück ein junger, sympathischer Kambodschaner an, der sich auf Englisch als Arzt vorgestellt hat. Er hat mir dann geholfen die richtigen Medikamente auszuwählen. 

Die Tabletten, die ich letztlich gekauft habe, basieren auf dem gleichen Wirkstoff, sind aber hier in Kambodscha hergestellt, was mich etwas kritisch der Wirkung gegenüber gemacht hat. Jedoch zu unrecht. Die Tabletten wirken einwandfrei. Allerdings sind die Nebenwirkungen überhaupt nicht schön, sodass ich Übelkeitsgefühle und bösen Juckreiz bekommen habe. 

Da Tesia trotz der Hitze gefroren hat, haben wir vermutet, dass sie Fieber hat. Da aber niemand ein Thermometer hat, wollte ich es zusammen mit den Tabletten in der Apotheke besorgen. Dort gab es allerdings auch nur eins, das ich mir ausleihen durfte. 

Als wir ein paar Tage später in wieder zurück in Phnom Penh sind, gehen wir in eine Klinik. Dort behandelt uns eine Ärztin mit osteuropäischem Akzent. Sie ordnet an, dass Tesia eine Infusion benötigt. Also kommt die Krankenschwester und fängt an Tesia eine Infusion zu legen. Ich bin natürlich neugierig und möchte wissen, warum Tesia eine Infusion benötigt (immerhin müssen wir alle Arztkosten erstmal selber auslegen). Daraufhin ruft die Krankenschwester die Ärztin, die dann auch kommt und mir erklärt: "Ihr tut einfach was ich sage und dann geht es euch schon bald besser." Als Deutscher geht mir so etwas natürlich gegen meine Erziehung. Ich denke "Entmündigung!" und "Ich habe ein Recht auf Informationen!". Ich bin mir dabei nicht ganz sicher,  nehme aber den osteuropäischen Hintergrund der Ärztin als Ursache für ihr Vorgehen an und frage freundlich nach einer Erklärung. Prompt erhalte ich kompetente Auskunft. Zum Beispiel erfahre ich, dass Tesia dehydriert ist, weswegen sie die Infusion braucht. Ich denke mir, dass ich wahrscheinlich auch dehydriert bin, aber da ich noch ein Essay für mein Studium fertig schreiben muss, sage ich nichts, gehe etwas später heim und trinke kräftig Wasser mit Elektrolytpulver. 

Inzwischen geht es uns beiden wieder besser, wenn auch noch etwas schlapp. 

Liebe Grüße

Philipp

P.S.: Dieser Eintrag ist der zweite von drei Einträgen zum Khmer Neujahr, die wöchentlich erscheinen. Der nächste und letzte Teil der Miniserie wird über einen Ritus aus dem Ahnenkult berichten.

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