Friday, May 9, 2014

Khmer Neujahr - Miniserie Teil III

Hallo Freunde,

in den letzten beiden Beiträgen habe ich davon berichtet, dass Tesia und ich in über Khmer Neujahr in die Provinz Tekeo gefahren sind und dort sehr krank geworden sind. Der heutige Beitrag berichtet von einem religiösem Ritual, das während unserer Zeit in Tekeo stattgefunden hat.

Über Khmer Neujahr trifft sich die ganze Familie und es werden besondere Speisen zubereitet. Khmer Neujahr liegt genau nach der Ernte, sodass es ganz frisches Obst und Gemüse im Überfluss gibt.

An einem Abend ist die gesamte Verwandtschaft zu unseren Gastgeber gekommen. Die Mopeds wurden bei dem Haus stehen gelassen und wir sind mit Decken und Boxen beladen hinter dem Haus in Richtung Felder losgegangen. Tesia ist nicht mitgekommen, da sie an dem Tag zu krank war.



Nach einiger Zeit sind wir an einer Ansammlung von Bäumen angekommen, in deren Mitte ein etwa Knie hoher Sandhaufen ist. Er ist mit einer kleinen, hüfthohem Mauer eingezäunt. Die Fläche innerhalb der Mauer ist etwas 4x5 Meter groß und in der uns zugewandten Seite der Mauer ist eine Lücke als Eingang eingelassen. Rechts und links vom Eingang sowie an den Ecken sind kleine, kegelförmige, Verzierungen mit Schnitzereien auf dem Mäuerchen angebracht. Die Verzierungen sind blau bemalt. Ein Onkel unserer Gastgeberin erklärt mir, dass dies das Grab des Großvaters ist.

Ich gehe etwas in eine Ecke, um das Geschehen möglichst unbeachtet beobachten zu können. Während Decken vor dem Grab ausgebreitet werden, kommen zwei buddhistische Mönche an, ein älterer und ein junger. Der Altersunterschied ist sehr auffallend. Ich schätze den älteren auf Ende 50, Anfang 60 und den jüngeren keinen falls älter als 18 Jahre, eher 16 oder 15 Jahre alt. Einzelne Familienmitglieder zünden Räucherstäbchen oder Kerzen an und stellen diese auf den Grabhügel. Die beiden Mönche setzen sich als erste auf die Decken und die gesamt Versammlung von etwa 15-20 Personen folgt. Ich werde eingeladen mich dazuzusetzen und nehme die Einladung an.

Der ältere der beiden Mönche beginnt einen buddhistischen Sprechgesang und die Versammlung hört zu. Ich verstehe natürlich kein Wort. Dann, nach einer Weile wechselt der Sprechgesang und die Versammlung beginnt zu sprechen. Danach sind wieder die Mönche an der Reihe. Diesmal spricht der jüngere der beiden. So geht das etwa 15 oder 20 Minuten lang. Zwischendrin verbeugt sich die Versammlung und berührt mit ihren Händen den Boden während mir langsam die Füße einschlafen.

Nachdem der Sprechgesang zu Ende ist, holen die Familienmitglieder Geld aus ihren Taschen und Getränkedosen aus den Boxen. Dann beginnen sie einander mit dem Geld und den Getränken zu beschenken. Auch ich werde Beschenkt. Danach werden die Decken wieder eingepackt und wir machen uns alle auf den Heimweg. Bald wird es dunkel.

Beste Grüße

Philipp

P.S.: Dieser Eintrag ist der letzte von drei Einträgen zum Khmer Neujahr, die wöchentlich erschienen sind. Die anderen beiden Beiträge sind vom 02.05. und 25.04.2014. Im nächsten Eintrag berichte ich von einem nächtlichen Vorfall, der die Polizei in die Nachbarschaft gebracht hat.  

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