Friday, April 25, 2014

Khmer Neujahr - Miniserie Teil I

Hallo Freunde, 

jedes Jahr feiert ganz Kambodscha 3 Tage lang den Beginn eines neuen Jahres vom 13.-15. April. Traditionell trifft man sich mit seiner Familie, um gemeinsam besonderes Essen zuzubereiten, die Jüngeren überschütten sich gegenseitig mit Wasser und Mehl und man spielt gemeinsam traditionelle Spiele. 

Laut Wikipedia leben in Phnom Penh etwas mehr als 2 Mio. Einwohner. Zum Khmer Neujahr verlassen fast alle Einwohner die Stadt, um aufs Land zu ihren Verwandten zu reisen. Über ein paar Ecken haben Tesia und ich hier Bekannte, die uns zu sich ins Dorf eingeladen haben.

Typischer Mini-Bus
Quelle: http://news.xinhuanet.com/english/photo/2013-04/13/c_132306166.htm


Also sind wir am Samstag, 12.04.14 sehr früh morgens los, um noch einen Platz in einem der Mini-Busse zu bekommen, die hier das übliche Transportmittel zwischen Städten sind. Die Busse fahren hier nicht nach einem festgelegten Busplan, sondern immer dann, wenn der Bus voll ist. Also haben wir gewartet, bis sich der Bus nach und nach gefüllt hat. Als etwa 17 Personen die neun Sitze und den Kofferraum gefüllt haben, sind wir losgefahren. Zwischendurch hat der Fahrer immer wieder halt gemacht, um noch weitere Personen aufzunehmen, bis wir 25 Personen waren. Und draußen scheint die Sonne mit 38°C. Man kann sagen, dass es warm warHier in Kambodscha ist es chic helle Haut zu haben. Da die Fenster getönt waren und somit die Sonne draußen gehalten hat, wurden die Fenster zugemacht. Der Bus hatte zwar eine Klimaanlage, aber da der Kofferraum offen blieb, um das neu gekaufte Moped eines Mitfahrers zu transportieren war von der kalten Luft wenig zu spüren.

Unterwegs hält uns dann die Polizei an, der Fahrer steigt aus, zahlt, steigt ein und fährt weiter während der Polizist dabei ist, den nächsten Bus heraus zu winken.

Nach einer längeren Reise kommen wir bei den Bekannten an und werden herzlich begrüßt. Einen guten Eindruck von dem Leben dort bekommt man, wenn man sich die Fotos von Tesias Blogeintrag vom 22.04.2014 ansieht. 

Während wir dort waren, haben wir uns eine satte Magen-Darm Verstimmung geholt, was zu Konsequenz hatte, dass uns sehr daran gelegen war zügig in die Stadt, zu unserem Haus und zu einem Arzt zurück zu kehren. Da aber über Khmer Neujahr keine Busse fahren, weil die Busfahrer mit ihren Familien feiern, haben wir bis Mittwoch morgen ausgehalten und sind dann mit einem der ersten Busse zurück. 

Unterwegs geraten wir auf einmal in einen Stau. Wir sind wieder ca. 25 Personen im Bus, es ist wieder heiß (allerdings sind die Fenster diesmal offen, da es kleine Gardinen gab, die gegen die Sonne geschützt haben) und Tesia und ich sind entkräftet von 2-3 Tage kaum etwas Essen. An schlafen ist nicht zu denken und mit einem Mal wird der Bus langsamer. Da ich neben einem Fenster sitze, kann ich die Straße entlang sehen. Soweit ich sehen kann, reihen sich PKWs und Mini-Busse aneinander. Mopeds mit zwei oder drei Fahrern drängen sich rechts an der Autoschlange vorbei und eröffnen so eine neue Spur. Ein oder zwei PKWs scheren aus der Schlange aus und folgen den Mopeds so gut es geht. Da der Boden aber matschig vom Regen der letzten Nächte ist, geht es schlechter als vom Fahrer vermutlich erhofft. Dann sehe ich, wie uns ein PKW auf der 'neuen' Spur entgegen kommt! Er biegt von der Straße ab und hält an einem kleinen Restaurant am Straßenrand. Ich denke folgendes: 'Wir sind schon nahe an der Stadt und heute wollen viele Menschen zurück, ergo: Dieser Stau ist der Rückstau aus der Stadt. Dieser Fahrer hat versucht da vorne irgendwie durch zu kommen und hat es nicht geschafft, deswegen kommt er jetzt zurück und macht es sich beim einem Restaurant bequem, ergo: Wir werden nicht vor 5:00 Uhr daheim sein. Jetzt ist es gerademal 12:00 Uhr.' Meine Reaktion: "Das darf doch nicht wahr sein!"

In diesem Moment fällt mir einen Bericht ein von einem Arbeitskollegen von Tesia, der vom Flughafen bis zum Büro von Love146 drei Stunden gebraucht hat. Normalerweise benötigt man eine halbe Stunde. Zu dem Zeitpunkt als er in die Stadt hinein wollte, wollte der Rest der Stadt aufs Dorf, also waren nicht nur die drei Spuren der stadtauswärts führenden Straße, sondern auch die drei Spuren der stadteinwärts führenden Straße mit auswärtigem Verkehr belegt. Zusätzlich wurde eine siebte auswärtige Spur 'aufgemacht'. Also ist er von dem Moped, das ihn mitnehmen sollte, abgestiegen, eine halbe Stunde neben der Straße (= im Gras, neben der siebten 'Spur') gelaufen, bis er weiter in der Stadt einen Tuk Tuk Fahrer gefunden hat, der ihn mitgenommen hat. 

Ich schaue wieder aus dem Fenster und sehe, dass uns auf der sowieso überfüllten Straße zwei Kleinlaster entgegenkommen, die parallel fahren. Ihnen folgen zwei weitere Laster. Sobald sie vorbei sind, löst sich der Stau wieder auf, meine oben beschriebene Befürchtung über den Rückstau aus der Stadt stellt sich als unbegründet heraus und wir kommen zügig nach Hause. Tesias Kommentar: "Das Straßensystem hier hält einfach null Belastung aus." 

Liebe Grüße

Philipp

P.S.: Dieser Eintrag ist der erste von drei Einträgen zum Khmer Neujahr, die wöchentlich erscheinen. Der nächste Teil der Miniserie wird über unsere Krankheit und Medikamente in Kambodscha berichten. 

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